Prof. DI Lilli Lička
geb. 1963; Landschaftsarchitektin Wien; seit 1991 KOSELICˇKA, Landschaftsarchitektur Wien; seit 2003 Institutsleitung und Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur am Institut für Landschaftsarchitektur an der Universität für Bodenkultur Wien; seit 2004 Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur; Forschung und landschaftsarchitektonische Praxis in den Niederlanden und in Wien; Arbeitsschwerpunkte: öffentlicher Freiraum, Gartendenkmalpflege, Fachtheorie
Abstract zu diesem Artikel |
„Der Außenraum der Siedlung ist der Innenraum der Stadt.“ Dies gilt für Großstädte gleichermaßen wie für kleinere Städte, Ortschaften, Siedlungen. Der Freiraum, der den öffentlichen Raum, den Großteil des Erschließungsraumes, die Verkehrswege und den Naturraum enthält, ist ein Stiefkind der österreichischen Planungskultur.
Die Gestaltung der Freiräume bedarf einer Aufwertung in mehrfachem Sinne. Landschaft ist Trägerin von Freiraum und Bebauung. In jeder Maßstabsebene ist daher die Beziehung zum Landschaftsraum und die naturräumliche Einordnung für die Gesamtqualität, die Erkennbarkeit und die ökologische Funktionsfähigkeit von Bedeutung. Landschaftliche Festlegungen sind essenzielle Grundlagen für Stadtplanung und Städtebau. In der Festlegung der Bebaubarkeit ist Freiraumversorgung und Freiraumqualität sicherzustellen. Fehler in dieser Planungsphase sind gestalterisch nicht korrigierbar.
Freiräume sind Wirkungsräume. Sie bringen Gebäude zur Geltung, sie wirken sich aber vor allem auf das Erlebnis und die Benutzbarkeit des Siedlungsraumes aus. Gestalterisch ist ein Zusammenspiel von Architektur und Landschaftsarchitektur die einzige Möglichkeit, wirkungsvolle Ensembles zu erzeugen. Landschaftsarchitektur ist ein Feld kultureller Produktion, wie es die Bauproduktion darstellt. Ihre Produkte spiegeln den Umgang der Gesellschaft mit ihren
Mitgliedern und mit der „Natur“ wider. Landschaftsgärten etwa reproduzieren eine romantische Interpretation von zu betrachtenden Naturlandschaften, die von der Landschaftsmalerei geprägt war. Öffentliche Grünanlagen der klassischen Moderne sind funktional geprägt und eröffnen die Freiheit des Individuums, sich die Wiese, den Park anzueignen. Österreich bedarf der Pflege und Erhaltung historischer Anlagen, es benötigt aber auch Dokumente aktueller Landschaftsarchitektur. Pop-Kultur, Experiment, ökologische und soziale Nachhaltigkeit sowie Prozesshaftigkeit sind Begriffe der aktuellen Diskussion. Es geht in der Landschaftsarchitektur um wesentlich mehr als um die Produktion von – grünen oder grauen – Bildern.
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